Benny eiskalt – aus dem Buch „Leninplatz“

Am 24. März 1986 sitze ich mit den Jungs in unserem Alfclub. Plötzlich stürmen Henry und Daley zur Tür hinein. „Kinder haben hier gar nichts zu suchen“, brüllt ausgerechnet Bommel, der einen halben Kopf kleiner als die beiden ist. Es sind Bennys beste Kumpels, die zwei Jahre jünger sind als wir. Daley wird in Anlehnung an Daley Thompson – den schwarzen Zehnkämpfer – so genannt, weil seine Haut kreideweiß wie ein nagelneues Pionierhemd ist. Doch auch der sonst so quirlige Henry hat gerade keine gesunde Gesichtsfarbe. „Mark, deine Keule ist verschwunden!“, ruft er mir aufgeregt zu. Es ist 19 Uhr und schon dunkel draußen, aber längst kein Grund zur Beunruhigung. „Wann habt ihr ihn denn das letzte Mal gesehen“, antworte…

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Feuerohren – Kindheit in der DDR

Bei meinem ersten Ferienlager in der ersten Klasse war ich sieben Jahre alt. Keine schöne Erinnerung, denn die älteren Kinder quälten mich. Heulend lag ich jeden Abend oben auf meinem Doppelstockbett und wollte nur noch zurück nach Hause zur "Mama". Das Wort konnte ich schon schreiben, einen ganzen Brief bekam ich aber nicht hin. Da es auch mit dem Lesen noch nicht klappte, befand ich mich zwei Wochen lang in einer Kinderhölle ohne Kontakt zur Außenwelt. Telefone gab es nicht, und im Lager fand ich niemanden, der mich tröstete. Sie drehten mir die Arme auf den Rücken, rieben brennende "Feuerohren", boxten wie verrückt aufs Schulterblatt. So gemein wurde mir von hinten ein Bein gestellt, dass ich ständig in den Dreck…

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Mächtig gewaltig, Egon – Jugend in der DDR

Heute gab es mal wieder einen gekürzten Auszug aus dem "Mauergewinner" bei Spiegel Online: . Ich war 14, als ich zu rauchen anfing. An jenem herrlichen Sommertag im Ostberliner Volkspark Friedrichshain bestand mein Ferienjob darin, gemächlich die Grünanlagen zu pflegen. Zwei hinreißend aussehende Kolleginnen legten sich in jeder Mittagspause spärlich bekleidet zum Sonnen aufs Dach des Geräteschuppens. In genussvollen Zügen bliesen sie kleine Rauchschwaden in den blauen Himmel. "Alte Juwel" kosteten 2,50, "Cabinet" 3,20 und "Club" vier Mark. Ich wählte, wie so oft im Leben, die Mitte. Mit meiner ersten "Cabi" in der Hand kam ich tatsächlich mit den verführerischen Mädchen ins Gespräch. So begann mein neues Leben im Qualm der DDR. Schon bald brauchte ich eine Pappschachtel am Tag…

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„Spürst Du mich?“ – Jugend und Kindheit in der DDR

"Bergi und ich machten die Musik. Im Klassenzimmer hatten wir die Tische an die Wände gerückt und die Stühle in U-Form aufgestellt. Unsere Anlage stand in der rechten Ecke auf dem Lehrertisch, mit einem Verstärker und zwei alten Boxen aus dem Musikzimmer, die an den Kassettenrekorder gestöpselt waren. Nicht ein einziges Lied einer DDR-Band war dabei, und unser Lehrer Herr Blase ermahnte uns auch nicht, welche zu spielen. Er verschwand ins Lehrerkabinett und tauchte erst wieder um 21 Uhr auf, um das Licht anzumachen. In den Stunden dazwischen legten wir mindestens sechs Mal "Ich will Spaß" von Markus ein. Alle Jungs sprangen dann sofort von den Stühlen und brüllten mit in die Höhe gereckter Faust - und wie von Sinnen…

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Rezi „Mauergewinner“ von Romy Fischer – Kindheit in der DDR

Seit ein paar Tagen gibt es eine neue Rezension zu meinem Buch "Mauergewinner" von der mir zwar unbekannten Romy Fischer, aber das muss ja nicht immer so bleiben, da sie scheinbar auch schon ein paar Zeilen zu Papier gebracht hat. Ich muss zugeben: manchmal kann ich mich noch immer urst freuen, dass ich dieses Buch damals geschrieben habe - einfach so aus'm Bauch heraus... . Romy Fischer schreibt: - "Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen freue ich mich sehr darüber, dass es Menschen wie Mark Scheppert gibt, die es scheinbar ganz gut in der DDR hatten und eine (fast) normale Kindheit erleben durften. Aber aus meiner Familie her kenne ich auch andere Biografien, die nicht so rosig…

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