Leseprobe „113 Minuten Brasilien“

"...wir kommen fast zu spät zum vereinbarten Treffpunkt, obwohl ich es ja war, der um 13 Uhr - drei Stunden vor Spielbeginn - aufbrechen wollte. Auch die Frauen haben sich nun herausgeputzt. Sylvie trägt das rote Auswärtstrikot der WM 2006, Danny das schwarz-weiße 75 Dollar-Shirt, plus Flip-Flops in schwarz-rot-gold (!) und Erni seine Retro-74er-Klamotten. Er sorgt am Taxistand zudem für Belustigung, da er sich mit einem Idioten, der von Hut bis Fuß mit deutschem Tinnef und Lametta behangen ist, ablichten lässt. Auf dessen linker Brust klebt - warum auch immer - der Kopf von Bert. Erni lehnt seinen Schädel grinsend dagegen und Danny knipst die seltsame Sesamstraße in Fortaleza. Sylvie bekommt sich fast nicht mehr ein, aber auch aus einem…

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„113 Minuten Brasilien“ im 11 FREUNDE Magazin für Fußballkultur!

In der derzeit aktuellen Januar-Ausgabe 2022 (242) des 11FREUNDE-Magazins für Fußballkultur findet ihr eine Rezension zu meinem Buch "113 Minuten Brasilien": Vom Dschungel bis nach Belo Horizonte "Wer hinter dem Reisebericht von Mark Scheppert nur launige Wohlfühlmomente rund um die WM 2014 erwartet, wird enttäuscht. Der Autor berichtet schonungslos ehrlich von seinen Erlebnissen in Brasilien und nimmt den Leser auf Partynächte, beeindruckende Naturschauspiele und strapaziöse Busfahren mit. Die Weltmeisterschaft rückt dabei fast schon in den Hintergrund, gibt dem Buch aber einen stimmigen Rahmen und lässt alte Erinnerungen aufleben ." Jan Borrée 11FREUNDE Magazin für Fußballkultur 242 Ausgabe Januar 2022 In der Ausgabe 243 (Februar 2022) soll es zudem eine Verlosung von 10 Büchern, also von "113 Minuten Brasilien", geben. Ich…

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Leseprobe 1 aus dem Buch „EINHEIT UNNORMAL“

"...in Hagen gibt es eine Direktverbindung zum Stadion in Dortmund. Wir sind an den Gleisen farbentechnisch in der Unterzahl – in der Lautstärke nicht. Stoni fotografiert ein gelb-rotes Warnschild, auf dem ein Mensch rittlings von der Bahnsteinkante fällt, und stellt es in die WhatsApp-Gruppe, was ich nicht ganz kapiere. Als der Zug einfährt, stehe ich mit Zille direkt vor einer Tür und entere das Abteil, um für die anderen Plätze zu sichern. Am benachbarten Eingang, wo die anderen standen, geschieht lange nichts. Bis zwei BVB-Typen zu uns kommen und sagen: „Da ist gerade einer von euch ins Gleisbett gefallen.“ Wenig später tragen Stoni und Marx den Rührer mit schmerzverzerrtem Gesicht zu uns rüber. „Der hat auf dem Bahnsteig die Lücke…

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Leseprobe 2 aus dem Buch „EINHEIT UNNORMAL“

"... ich war schon lange „angezeckt“ vom extrem maroden Stadion am Heiligengeistfeld, in dem es, wie 1986 bei Union, nach filterlosen Zigaretten, nach verkohlten Salzbrenner-Würsten, fauligem Holz, nach Bier, Pisse, Modder und Schweiß roch. Ich war dort umgeben von schwarz gekleideten Gestalten, Pennern, Mumien, Säufern und Punks – aber auch von etlichen attraktiven Mädchen. Vor jedem Eckstoß holten sie, wie alle anderen, ihre Schlüssel aus der Tasche. Ein kollektives Klingeln breitete sich dann – von der Gegengerade ausgehend – im Stadion aus. Neben meinen Spezis Kaschi und Steve lernte ich auch all die anderen Verrückten aus Romans Freundeskreis kennen, die eine bedingungslose Fußballleidenschaft verband und die manchmal sogar den Schlüssel einer der Frauen nach dem Spiel vor deren Wohnungstür wieder…

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Leseprobe 3 aus dem Buch „Einheit Unnormal“

"... Marx will Bier kaufen, bekommt aber erklärt, dass er zunächst seine VISA-Karte an einem anderen Stand aufladen muss. Er zögert nicht lange und packt 100 Euro drauf. „Haste heute noch was vor?“, frage ich. „Nee, Durst!“ Mit zwei vollen Trägern Haake Beck erreichen wir Block 19 und stellen uns, obwohl ich Reihe 4 habe, zusammen direkt unter das Dach, weil wir dort alle Platz finden. „Endlich bin ich mal im Weser-Stadion“, murmelt Wendy neben mir und ich staune, dass es für sie als Werder-Fan das erste Mal ist. Außerdem denke ich an den Rührer, der das sonst immer auf neuen Plätzen verkündet. Caro schreibt aus ihrer Sektion, dass sie noch immer nicht drin wären. Die Kurve schräg gegenüber sieht …

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„Ungarische Würste“ – aus dem Buch „Leninplatz“

Am 1. August 1986 gehen wir anlässlich meines 15. Geburtstags zum Essen in den Palast der Republik. Während sich Benny nach stundenlangem Studium der Karte wie üblich fürs „Steak-au-four“ mit Pommes Frites entscheidet, trinke ich mit Vater bereits meine zweite Tulpe Wernesgrüner. Seit der Jugendweihe bestellt er Bier für mich mit. Ein Statement – das muss man ihm lassen. Mutter hat sich für Rosenthaler Kadarka und Gulasch entschieden, was sie daran erinnert, als junge Frau – also vor sehr vielen Jahren – mal in Ungarn gewesen zu sein. Mein Alter ruft: „Da wolltest du doch auch schon immer mal hin, oder?“ Was für eine Frage: Ungarn hat im Gegensatz zu allen anderen Bruderstaaten eine magische Anziehungskraft, denn dort kann man…

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Leseprobe 4 zum Buch „EINHEIT UNNORMAL“

"...zusammen mit 20.841 Zuschauern sehe ich also eine Partie, der ich, laut der Regel des Autors von „Fever Pitch“, leider nur null von sieben Punkten  geben kann. Aber irgendwie, ich weiß nicht, es ist trotzdem geil. Vielleicht, weil es der erste warme Tag des Jahres ist und das Bier an der „Falle“ vor dem Spiel besonders mundet. Vielleicht, weil Nadine die Musik-Auswahl vor der Partie begeistert und ihr die Hymne von Nina Hagen Gänsehaut beschert. Vielleicht, weil während des Grottenkicks ein kleiner, rot-weißer Ball von den Zuschauern zur Belustigung im Stadion herumgeworfen wird, den ich nur Zentimeter vor Nadines Kopf fange. Vielleicht, weil ich Billy und Keule in Sektor 3 (wir sind in 4) deutlich aus der Menge heraushören kann,…

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Benny eiskalt – aus dem Buch „Leninplatz“

Am 24. März 1986 sitze ich mit den Jungs in unserem Alfclub. Plötzlich stürmen Henry und Daley zur Tür hinein. „Kinder haben hier gar nichts zu suchen“, brüllt ausgerechnet Bommel, der einen halben Kopf kleiner als die beiden ist. Es sind Bennys beste Kumpels, die zwei Jahre jünger sind als wir. Daley wird in Anlehnung an Daley Thompson – den schwarzen Zehnkämpfer – so genannt, weil seine Haut kreideweiß wie ein nagelneues Pionierhemd ist. Doch auch der sonst so quirlige Henry hat gerade keine gesunde Gesichtsfarbe. „Mark, deine Keule ist verschwunden!“, ruft er mir aufgeregt zu. Es ist 19 Uhr und schon dunkel draußen, aber längst kein Grund zur Beunruhigung. „Wann habt ihr ihn denn das letzte Mal gesehen“, antworte…

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Feuerohren & Brennesseln im Ferienlager – Kindheit in der DDR

Bei meinem allerersten Kinderferienlager in der 1. Klasse war ich sieben Jahre alt. Die älteren Kinder quälten mich und ich konnte das nicht einmal meinen Eltern schreiben, da ich gerade erst OMA gelernt hatte. Da ich auch noch nicht lesen konnte, befand ich mich zwei Wochen lang in einer Kinderhölle ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Im Lager gab es niemanden, der einen tröstete. Es gab auch keine Telefone. Heulend lag ich jeden Abend oben auf meinem Doppelstockbett und wollte nur zurück nach Hause zur MAMA. Das Wort konnte ich auch schon schreiben. Sie haben mir die Arme auf den Rücken gedreht, brennende „Feuerohren“ gerieben, wie verrückt aufs Schulterblatt geboxt und gemein die Beine von hinten gestellt, sodass ich dauernd in…

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Leseprobe 5 zum Buch „EINHEIT UNNORMAL“

"... zu Hause sterben die meisten Leute, vor allem an Herzversagen. Erstmals fahre ich einfach mit der S-Bahn los, ohne mich vorher mit jemandem zu verabreden  um 16 Uhr – das Spiel beginnt um 20:30 Uhr. Doch um 16:30 Uhr bin ich bei weitem nicht der erste an der „Falle“. Mittlerweile kenne ich hier viele Gesichter, von denen mich die meisten mit einem vielsagenden Nicken begrüßen. Heute ist es beängstigend ruhig! Niemand singt irgendwelche Lieder oder kreischt: „Aufstieg jetzt!“ Alle wirken angespannt und nicht gerade siegessicher. Ist ja auch Union. Auf dem Warsteiner Stammtisch habe ich drei Bier platziert und als die ersten der „Einheit Unnormal “ kommen, kaufe ich neue, da sie bereits weg sind. Alle freuen sich für…

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