Eine lange Geschichte – Jugend in der DDR

In meinen ersten Schuljahren liebte ich die ersten Stunden nach den Sommerferien. Die alten Lehrer fragten, was wir in unseren Urlauben erlebt hatten, und die neuen interessierten sich für die Berufe unserer Eltern. Voller Stolz konnte ich immer allen erzählen, dass mein Vater Trainer im Radsport und meine Mutter Sekretärin im Außenhandel war. Dass fast 30 Prozent meiner Mitschüler einfach nur antworteten: „Mein Papa arbeitet bei MfS“, verstand ich nicht, auch nicht nachdem die Lehrerin es in ein „beim MfS“ verbessert hatte. Scheinbar wussten die Kinder selber nicht, was ihre Eltern dort so trieben und vor allem, was dieses MfS eigentlich war. Die erste Stunde verging trotzdem wie im Flug. Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir zu…

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Genosse Gehorsam – aus dem Buch „Leninplatz“

Ein Wort, welches unsere Stabi-Lehrerin Frisch ständig benutzt, ist das antiquierte „gehorsam“. Kaum eine Stunde vergeht, wo wir nicht angehalten werden, endlich – verdammt nochmal – gehorsam zu sein. Torsten nennen meine Freunde seit einiger Zeit „Genosse Gehorsam“. Das trifft es allerdings nicht. Oft beobachte ich aus den Augenwinkeln, wie er auf dem Hof schüchtern in die Reihen der entscheidenden Leute schaut und sich augenscheinlich wünscht, derjenige zu sein, der den nächsten Brüller raushaut. Bei ihm zu Hause herrscht nämlich Zucht und Ordnung. Im Prinzip hat er dauerhaften Stubenarrest. Niemals darf er abends noch runter, stets wird er durch den grellen Pfiff seines Arschloch-Vaters um 18 Uhr nach oben zitiert. Selbst sein Schatten ist dann innerhalb weniger Sekunden im Hauseingang…

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Lesung am 24.07. in der Friedrichhainer Feuerwache

Am 24.07.2014 findet im Projektraum der Alten Friedrichshainer Feuerwache eine Gemeinschaftslesung der Friedrichshainer Chronik zum Thema "Das Haus, in dem ich wohne" statt. Unter anderem mit dabei: Stefan W. Thielke, Barbara Friedl-Stocks, Thomas Heubner und Mark Scheppert, was ich dann ja wohl bin. Alles natürlich bestens organisiert und vorbereitet von Kerstin Ottersberg! 24.07.2014 ab 20 Uhr alte feuerwache Marchlewskistr. 6 10243 Berlin Tel. 426 66 36 www.die-alte-Feuerwache.de

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Muttis DDR – Kindheit in der DDR

Lenins Kaufhalle Das Haus, in dem ich wohne Das Haus, in dem ich wohne, hat keine bewegte hundertjährige Geschichte auf dem Buckel und spielte auch in der Historie Berlins nie eine größere Rolle. Doch für mich gehört der Tag, an dem ich dort einzog, bis heute zu den schönsten meines Lebens. Endlich konnte ich der bröckelnden Mietskaserne des stets dunklen Hinterhofs im Prenzlauer Berg entfliehen; mußte nicht mehr in einer Stube, die gleichzeitig das Schlafzimmer war, mit Mann und Kind nächtigen; keinen Boiler in der Küche rechtzeitig anschalten oder daran denken, den Kohleofen vorzuheizen. Als ich die Räume am 5. März 1974 das erste Mal betrat, kam es mir vor, als wäre ich in einem palastartigen Paradies mit Vollkomfort gelandet.…

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