Mauergewinner! – Jugend in der DDR

Obwohl man es meinem Vater, der Kugel, nicht ansieht, widmete er sein Leben dem Sport. Bereits als Kind wurde er in Halle an der Saale von Funktionären gesichtet und zur Kreis-, Kinder- und Jugendsportschule (KJS) nach Berlin delegiert. Er wurde Juniorenmeister im Speerwerfen und spielte besser Fußball als mancher DDR-Oberligaspieler. Nach dem Diplom als Sportlehrer wurde er Funktionär für Radsport und Schwimmen. In einem Land, in dem der geförderte Leistungssport eine übergeordnet große Rolle spielte, waren mein Bruder Benny und ich also geradezu prädestiniert, in die angesehene Sportelite unseres Landes aufzusteigen. Was soll ich sagen? Natürlich fielen auch wir nicht durch das engmaschige Netz der systematischen sportlichen Beobachtung. Bereits im Kindergarten erkannten Sichtungstrainer mein Ausnahmetalent: Sie schickten mich zum Eiskunstlaufen!…

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Eine kranke Geschichte – Jugend in der DDR

Wir sind die einzig wahren Kinder aus Zone Ost. Die Generation unserer Eltern kannte noch den Ku’damm, wo sie heimlich mit der U-Bahn ins Kino hingefahren waren – sie hatten einen kurzen Blick in den Westen erhaschen können, einen kleinen Vergleich gehabt. Wir nicht. Sie haben uns in eine von ihnen erschaffene DDR hineingeboren und wir mussten nun staunend zuhören, wenn sie aufgeregt ihre abenteuerlichen Geschichten vom Bahnhof Zoo zum Besten gaben. Wir marschierten an einer von ihnen erbauten Mauer vorbei und drückten uns nicht an riesigen Schaufensterscheiben die Nase platt. Im Alter von sieben Jahren malte ich Bilder, welche die Überschriften „Waffenbrüderschaft“ und „Ich will Kosmonaut werden“ und nicht „Urlaub in Spanien“ oder „Meine Katze Ricky“ trugen. Vom ersten…

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Rekord für die Ewigkeit – DHfK Leipzig Teil 3

. (Leseprobe aus: "Alles ganz simpel") . ...mein Sohn Klaus sollte 1958 zunächst an die KJS (Kinder- und Jugendsportschule) in Halle delegiert werden. Er war ein hoch talentierter Fußballer und Leichtathlet – besonders in den Wurfdisziplinen – doch er wurde dort nicht genommen. Inge rief aufgebracht in der Schule an. Man sagte ihr, dass sie jährlich nur vier Kinder von Nicht-Arbeitern aufnähmen. Er läge an fünfter Stelle und könne daher nicht berücksichtigt werden. Der Rektor dieser Schule war Wolfgang Lohmann, der in meiner Studienzeit noch Rektor an der DHfK gewesen war. Wütend setzte mich ins Auto und fuhr nach Halle. Lohmann strahlte: „Horst, bist du das wirklich?“ Ich schmunzelte, denn auch diesmal war ich es und fragte ihn vorwurfsvoll: „Warum…

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