„Ungarische Würste“ – aus dem Buch „Leninplatz“

Am 1. August 1986 gehen wir anlässlich meines 15. Geburtstags zum Essen in den Palast der Republik. Während sich Benny nach stundenlangem Studium der Karte wie üblich fürs „Steak-au-four“ mit Pommes Frites entscheidet, trinke ich mit Vater bereits meine zweite Tulpe Wernesgrüner. Seit der Jugendweihe bestellt er Bier für mich mit. Ein Statement – das muss man ihm lassen. Mutter hat sich für Rosenthaler Kadarka und Gulasch entschieden, was sie daran erinnert, als junge Frau – also vor sehr vielen Jahren – mal in Ungarn gewesen zu sein. Mein Alter ruft: „Da wolltest du doch auch schon immer mal hin, oder?“ Was für eine Frage: Ungarn hat im Gegensatz zu allen anderen Bruderstaaten eine magische Anziehungskraft, denn dort kann man…

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Depeche Mode in Ostberlin vor 30 Jahren

Meine ersten Freunde kamen aus Vietnam, Jugoslawien und Bulgarien. An den kleinen Tuan Tui aus dem Kindergarten kann ich mich zwar kaum noch erinnern, aber immerhin schickte ich später aus Solidarität regelmäßig Spielzeug in die Volksrepublik Vietnam. Später unternahm ich viel mit Strafko aus Sofia, der sagenhaft schelmisch dreinblicken konnte. Der wichtigste Ausländer in meinem Leben bis zum Abi aber war Dejan für mich. Es wuchs zusammen, was zusammen gehört. Am 3. Oktober 1990 feierten die Deutschen die Wiedervereinigung. Mit dem Ruf "Wir sind das Volk!" hatten die Ostdeutschen zuvor das SED-Regime bezwungen. einestages präsentiert Geschichten rund um die deutsche Einheit Dejan war Diplomatensohn aus Sarajevo - und ein Geschenk des Himmels. Ab der fünften Klasse saß er neben mir.…

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Spürst Du mich? Jugend in der DDR

Bergi und ich machten wie immer die Musik. In unserem Klassenzimmer hatten wir die Tische an die Wände gestellt und die Stühle standen jetzt ebenso in U-Form davor. In der rechten hinteren Ecke stand unsere Anlage auf dem Lehrertisch. Ein Verstärker und zwei alte Boxen aus dem Musikzimmer waren an meinen Kassettenrekorder angestöpselt. Wie gewohnt saßen die Mädchen auf der einen Seite und schauten abfällig zu den herum albernden Jungs gegenüber. Nur bei uns am Pult traf man sich gelegentlich, denn hier konnten die Musikwünsche abgegeben werden, die wir ordentlich auf einem großen DIN-A4-Blatt notierten. Unsere eigenen Favoriten und die Wünsche von Lydia, Ute und Diana standen ganz oben. Die von Lars und Sabine wurden zwar angenommen aber sofort wieder…

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