MV
Unglaublich, aber wahr: Sylvie und ich hatten am gestrigen Abend des 9. November 2009 tatsächlich den Entschluss gefasst, gemeinsam nach der Arbeit zu den Feierlichkeiten ans Brandenburger Tor zu fahren. Vielleicht lag es an den zwei Guinness die wir vorher noch unbedingt im Irish Pub an der Friedrichstraße zur Stärkung zu uns nehmen mussten, jedenfalls kamen wir um 19.30 Uhr nicht mehr durch die Absperrung, weder Unter den Linden, noch an der Behrenstraße. Sächsische Polizisten nuschelten, dass der Pariser Platz überfüllt wäre.

Das muss man sich mal vorstellen: 20 Jahre nach dem Mauerfall kommen Tausende Spanier, Engländer, Italiener, Pfälzer, Schwaben und eben ein Ostberliner nicht an die Mauer. Dünne Stimmchen riefen: „Macht das Tor auf! Macht das Tor auf“. Doch wir gaben auf und fuhren nach Hause.
Leider verpassten wir somit auch mein erstes Radio-Interview, welches SWR1 (aus Baden-Baden) vorher aufgezeichnet hatte, um etwa 10 Minuten. Dort hatte mich der Reporter gleich zu Beginn gefragt: „Herr Scheppert. Sind wir heute nicht alle ein bisschen Mauergewinner?“. Ich merkte eigentlich erst im Nachhinein, wie sehr mich meine 18 Jahre DDR-Erziehung noch beeinflussen, denn ich hatte hier, wie auch bei späteren Fragen, fast immer geantwortet, was er hören wollte. „Ja, wir sind am 9. November 2009 alle ein bisschen Mauergewinner, egal ob in Ost- oder Westdeutschland“.

…und irgendwie war das gestern tatsächlich ein richtig schöner Tag für mich – so gesehen, will ich nicht jammern!
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