OLYMPUS DIGITAL CAMERA“Wo sind wir?”, frage ich den Busfahrer bereits das dritte Mal. Er nimmt den Kugelschreiber aus der Hemdtasche, kritzelt etwas auf einen Zettel und verschwindet dann. “Clorinda.” Angestrengt blättere ich in unserem Reiseführer. “Sind wir bescheuert oder was?” rufe ich zu Sylvie hinüber. “Wir haben uns verfahren. Das Kaff ist an der Grenze zu Paraguay.” Ich kann es noch immer nicht glauben. Wie kann man sich denn mit einem Linienbus verfahren?

Meine Freundin schaut mich aus müden Augen an und murmelt: “Paraguay?”

Es besteht eigentlich kein Grund, in dieses Land zu reisen, denn es gibt dort vermeintlich “Nichts”. Keinen tosenden Ozean, keine schneebedeckten Andengipfel, keine restaurierten Altstädte, keine gegrillten Fleischberge, keine Punkrock-Kneipen, keine trinkbaren Weine und kein Bier vom Fass. Dafür bitterarme Menschen, die in Baracken an stinkenden Flüssen mit Mücken, die das Denguefieber übertragen, hausen. Zudem noch unsichere Städte und eine korrupte Militärregierung, die verängstigten Einwohnern den Marsch bläst. Noch einmal schaue ich mir die Karte an. Wenn wir über Asunción reisen würden, wäre das sogar eine Abkürzung in Richtung der Iguazú-Wasserfälle – unserem eigentlichen Ziel. Ich schnappe meinen Rucksack und rufe: “Paraguay!”

Auf dem Weg zur Grenze, versuche ich Sylvie zu beruhigen. Wir werden ein neues Land erkunden und einen Scheiß darauf geben, was in Reiseführern steht. Bisher hatten wir doch schon oft viele Dinge vollkommen anders empfunden. Es winkt nicht nur ein neuer Stempel im Reisepass, sondern einmalige Abenteuer.

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