Schalck 2Ich liebe meine Mutti. Bis ich mir mit 19 meine erste eigene Wohnung suchte, zog sie die Fäden in meinem Leben. Nach einer 42-Stunden-Woche wusch sie die komplette Wäsche, bügelte, kochte, reinigte die Wohnung, schmierte uns die Stullen und reihte sich freitags in die Schlange beim Fleischer ein. Sie kaufte unsere Lebensmittel, kümmerte sich um die Finanzen, beantragte den Telefonanschluss, organisierte die Anmeldung für den ersten Trabi und die Urlaube in FDGB-Ferienheimen. Sie ging zu Elternabenden und ließ uns abends ein Wannenbad ein, begleitete uns zur FDJ-Aufnahme und zum Frisör. Meine Mutter war das mit Abstand wichtigste aller Familienmitglieder; das wollte ich an ihrem 70. Geburtstag würdigen. Doch reichten diese Informationen für eine vernünftige Rede aus?

In unserem alten Kinderzimmer – dem jetzigen Esszimmer – nahm ich mir einige Fotoalben und begann zu blättern. Bereits nach wenigen Minuten stieß ich auf ein bemerkenswertes Bild: Ein schwergewichtiger Mann mit Doppelkinn überreichte ihr freudestrahlend einen riesigen Blumenstrauß und gratulierte ihr ebenfalls zu einem Geburtstag. Den Kerl kannte ich doch!

Auf dem Foto war Alexander Schalck-Golodkowski, der gewiefte Devisenbeschaffer der DDR. Als ich meine Mutter darauf ansprach, reagierte sie brüskiert: „Aber das weißt du doch, dass der Alex die Rede zu meinem 50. gehalten hat!“

Nein, wusste ich nicht …

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