90_minuten_cover_klIch muss ja zugeben, dass sich mein neues Buch „90 Minuten Südamerika“ nicht annähernd so gut verkauft, wie mein Erstling „Mauergewinner“. Wahrscheinlich würden das andere BoD-Autoren als „Klagen auf hohem Niveau“ bezeichnen, da 500 Stück in den ersten fünf Monaten gar nicht so schlecht sind, aber ich hatte eigentlich gedacht, dass die Zielgruppe „Reisen und Fußball“ wesentlich größer ist, als diejenige, die sich mit der ollen „DDR“ auseinandersetzt.

Wie auch immer. Es gab und gibt dennoch ein paar Highlights im Zuge der neuen Buchveröffentlichung: eine äußerst positive Rezension bei „11freunde“, weitere coole Besprechungen bei etlichen bekannten Fußball- und Literaturblogs und in Stadionzeitschriften. Außerdem wurde sogar eine Geschichte bei „Spiegel Online“ publiziert. Hier mehr

Da ich dafür natürlich auch einiges getan habe (z.B. in Form von Besprechungsexemplaren), freue ich mich umso mehr über kleine, unerwartete Reaktionen auf mein Buch. So habe ich gestern beispielsweise eine neue, sehr emotionale Rezension von „90 Minuten Südamerika“ bei Amazon.de gefunden.

Da schreib ein Leser folgendes:

Lahm, Völler, Ballack und Co.

Ich habe das neue Buch von Philipp Lahm noch nicht gelesen, aber die „90 Minuten Südamerika“ habe ich gerade von eine Woche beendet.
Mir ist dabei aufgefallen, dass es überhaupt nicht wichtig ist, ob sich die Spieler untereinander verstanden haben oder ob es interne Streitigkeiten bei gewissen Partien gab. Auch, ob die Trainer kompetent genug waren, ist mir eigentlich völlig egal.

Lahm

Für uns Fans (und Mark Scheppert) bleiben einzig und allein die tollen Erfolge von Rudi „Tante Käthe“ Völler hängen, die wichtigen Tore von Michael „Ballacki“ Ballack bei der Fußball-WM 2002 und der EM 2008 und das fantastische Tor von Philipp „Laaam“ Lahm beim Eröffnungsspiel der WM 2006 im eigenen Land. Natürlich spielen Sympathie und Erfolg auch eine Rolle, aber das war die Nationalmannschaft ja gerade in den letzten Jahren: sympathisch und erfolgreich. Zumindest für die Zuschauer!

Wenn sich jemand auf eine lange (sehr witzige und spannende) Reise von 1990 bis zum finalen Erfolg 2014 begeben und all die schönen Momente noch einmal nachempfinden möchte, sollte er dieses Buch unbedingt lesen. Vom mir wärmstens empfohlen.

Hier geht’s zu allen Amazon-Rezensionen

Außerdem, und das war besonders rührend, hat mir eine Frau namens Tina eine Geschichte per E-mail geschickt, die sie als Reaktion auf die „90 Minuten“ geschrieben hat. Wirklich süß und da ich mir die Erlaubnis zur Veröffentlichung eingeholt habe, möchte ich sie Euch auch nicht vorenthalten…

Eine Fußballgeschichte von einer Frau, die nichts von Fußball versteht

Ich weiß, dass das Runde ins Eckige muss, dass es elf Freunde sein müssen und habe ungefähr verstanden, was Abseits ist. Aber eigentlich ist mir Fußball scheißegal. Ich hatte ja auch nicht viel damit zu tun. Meine erste Liebe war zwar Torwart bei irgendeinem Hobby-Verein, aber alle Männer, die danach kamen, hatten mit Fußball nichts am Hut. Bei einem wichtigen Endspiel einer WM oder EM gucke ich schon mal hin. Aber mehr auch nicht,

P1000130

Dann kam der Sommer 2006. Fußball-WM in Deutschland.
Ich war schon bedient, noch bevor es überhaupt begonnen hatte. Denn sie hatten meinen Arbeitsweg gesperrt. Wegen der Fan-Meile am Brandenburger Tor war der Tiergarten komplett eingezäunt. Normalerweise fahre ich auf dem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad quer durch. Nun musste ich morgens einen Umweg machen, auch noch an einer stark befahrenen Straße ohne Radweg.
Mist.
Nachmittags war das Gelände geöffnet. Allerdings kam man nur nach einer Taschenkontrolle durch. Keine Flüssigkeiten, keine spitzen Gegenstände. Als Grundschullehrerin hat man natürlich immer eine Schere in der Tasche.
Mist.
Und dann diese Bekloppten, die hupend mit wehenden Fahnen durch die Straße fuhren. Die Mathearbeit am nächsten morgen konnte ich vergessen.
Mist.
Aber irgendwann steckte die Stimmung in der Stadt an.
Wenn ich nachmittags über die Fanmeile fuhr, sah ich fröhliche Menschen verschiedenster Nationalitäten, bunt gemischt. Bei Deutschlandspielen waren die Verkleidungskreationen preisverdächtig. Zum Beispiel der, mit dem kompletten Fußballfeld als Hut!

P1000208

Mit meinen Schülern machte ich Wettlisten, wer richtig getippt hatte, bekam am nächsten Tag einen Bonbon.
Wenn Deutschland ein Spiel gewonnen hatte, stürmte ich auf den Balkon, feuerte ein paar Schüsse aus der halblegalen Halbautomatik in den Himmel. (Eine Packung Patronen war von Silvester noch übrig!)
und beobachtete fasziniert, wie unsere türkischen Mitbürger mit der ganzen Familie in ihre Autos sprangen und sich hupend dem Autokorso auf der Müllerstraße anschlossen.
Ja, ich schaute mir diese Spiele sogar an! Das Elfmeterschießen gegen Argentinien fand ich super spannend!
Und dann kam das Halbfinale. Deutschland gegen Italien. Wir saßen im Garten, mein Mann und ich allein. Laptop und DVB-T machen´s möglich.
Es war spät. Mein Mann schlief schon am Tisch, als die ersten 90 Minuten um waren. Ich war auch müde. Und es war schon dunkel.
Verlängerung.
Kein Tor.
Mann, ich kann nicht mehr sitzen!
Ich will ins Bett!
Noch mal Elfmeterschießen dauert ja wieder ewig!
Bitte nicht!
Also schieß´ doch mal jetzt irgendeiner endlich ein Tor!
Nunja, das haben dann die Italiener getan.
Mist.
Und ich bin Schuld.
Bei dem Spiel Frankreich gegen Portugal traf ich Frank mit seinem portugiesischen Kumpel Miguel am Hackeschen Markt. Wir saßen zusammen im Irish Pub. Portugal hat verloren und Miguel war am Boden zerstört. Wir mussten die halbe Nacht um die Häuser ziehen, um ihn zu trösten.
Das Endspiel erlebte ich in Österreich. Witzig, wie die Österreicher im Radio die WM kommentierten. Sie waren ganz begeistert von der Stimmung in Deutschland.
Italien wurde Weltmeister.

P1000187

Aber jetzt weiß ich, dass ich doch nicht Schuld daran bin, dass Deutschland es nicht geworden ist. Ich habe dein Buch „90 Minuten Südamerika“ gelesen.
Nun bin ich beruhigt, denn jetzt weiß ich, dass das Schicksal es erst für 2014 vorgesehen hat, dass Deutschland Fußballweltmeister wird.

Tina

.
…wie gesagt, gerade die kleinen Dinge machen den „feinen Unterschied“!
.