Kubanische Apfelsinen – aus dem Buch „Leninplatz“

Am 14. November 1986 türmen sich morgens 15 Zentimeter Schnee auf dem Fensterbrett und in der Schule liefern wir uns eine heroische Schneeballschlacht mit den Spastis aus der Rosa Luxemburg. Schon auf dem Heimweg wissen wir, dass uns ein 1A-Wochenende bevorsteht. Mit Benny wuchte ich den Schlitten vom obersten Regal der Kammer herunter und auch die verrosteten Gleiter finden wir irgendwann. Am nächsten Tag sind wir startklar für den winterlichen Friedrichshain. Ich trage meinen beige-gelben Anorak, die grün-blaue Bommelmütze, welche Opa mir aus Sarajewo mitgebracht hat, schwarz-rot gestreifte Hosen und braune Stiefel. Wie all meine Freunde bin ich ein Farbtupfer, der sich holprig die schneebedeckten, weißen Hügel hinunterstürzt. In der 6. Klasse hatten wir einmal zeichnen müssen, wie wir uns…

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Pappchinese & Schlimme Finger – Kindheit in der DDR

Mein Bruder Benny und ich waren die Sammelkinder der Mollstraße. Wir wuchsen in den achtziger Jahren in Ost-Berlin auf und es gehörte zu unseren liebsten Freizeitbeschäftigungen, in dem Zeug zu stöbern, das andere wegwarfen, etwa um Fußballwimpel zu ergattern oder historische "Mosaik"-Comics aus dem Altpapier zu fischen. Wir "kaupelten", so sagte man damals, Matchbox mit unseren Freunden. Benny hob sogar die Figuren von Überraschungseiern auf, die er von Oma zu Weihnachten bekommen hatte. Selbst Coca-Cola-Dosen, die verbeult vor dem Intershop lagen, stapelten sich auf dem Kinderzimmerschrank. Natürlich sammelten wir bald auch Briefmarken! Es ging uns nie darum, damit eines Tages reich zu werden. Die Mosaik-Hefte suchten wir lediglich, weil wir wissen wollten, wie die Geschichte von Beginn an verlief. Bei…

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