Leseprobe „113 Minuten Brasilien“

"...wir kommen fast zu spät zum vereinbarten Treffpunkt, obwohl ich es ja war, der um 13 Uhr - drei Stunden vor Spielbeginn - aufbrechen wollte. Auch die Frauen haben sich nun herausgeputzt. Sylvie trägt das rote Auswärtstrikot der WM 2006, Danny das schwarz-weiße 75 Dollar-Shirt, plus Flip-Flops in schwarz-rot-gold (!) und Erni seine Retro-74er-Klamotten. Er sorgt am Taxistand zudem für Belustigung, da er sich mit einem Idioten, der von Hut bis Fuß mit deutschem Tinnef und Lametta behangen ist, ablichten lässt. Auf dessen linker Brust klebt - warum auch immer - der Kopf von Bert. Erni lehnt seinen Schädel grinsend dagegen und Danny knipst die seltsame Sesamstraße in Fortaleza. Sylvie bekommt sich fast nicht mehr ein, aber auch aus einem…

Mehr...

Das Spiel: Deutschland vs. Ghana in Brasilien 2014

Bei der Einlasskontrolle müssen wir die Karten auf einen Scanner legen. Es leuchtet grün und meine Augen auf der anderen Seite strahlend blau. Wir sind drin! Noch haben wir eine Stunde Zeit bis zum Spielbeginn und so schlendern wir durch den Innenring fast einmal ums Stadion. Dummerweise haben wir Karten in verschieden Sektoren: vier Tickets in Kategorie 2 zu 135 Dollar und nur zwei in der günstigeren 3er (zu 90 US-Dollar), wobei das der Deutschland-Block ist. Dennoch entscheiden wir uns für die vermeintlich bessere Sicht, auch vor dem Hintergrund, dass wir dort nur einen einschmuggeln müssen. Der Witz: wir gelangen ohne kontrolliert zu werden auf 1-A-Sitze. Direkt daneben gibt es Plätze für „Behinderte“, die es heute augenscheinlich nicht gibt. Enri…

Mehr...

Das Vorspiel: Deutschland gegen Ghana – Brasilien 2014

Durch die Samba-Bar schlängelt sich eine 200köpfige Polonaise, angeführt von Erni. Fast alle Gäste haben sich - gegenseitig an die Schulter fassend - angeschlossen und steigen gerade kreischend über Tische und Stühle bevor uns mein Freund nach draußen unter den 5-Sterne-Sternenhimmel leitet. In brasilianisch-deutscher Leidenschaft bricht der Laden gerade fast zusammen und ich ahne schon jetzt, dass ich mich noch lange an diesen Abend erinnern werde. Erni brüllt mir von vorne zu: „Das iss ma ‘ne rischdsche Bolonäse.“ Plötzlich erwache ich aus einem Traum, der im Juli 1990 begann und stelle fest, dass ich mich im Juni 2014 in der Wirklichkeit befinde. Ich habe so ein krasses Gefühl von früher und gleichzeitig eines der unbändigen Augenblicks-Freude. Allein für diesen magischen…

Mehr...