Generation Jan Ullrich – Jugend in der DDR

Ich kenne ihn, doch er kennt mich nicht. Wir wuchsen in derselben Zeit auf und sind auch fast im gleichen Alter. Er ist ein Star, und ich bin ein Nichts. Das kommt öfter vor - nicht nur bei mir. In diesem speziellen Fall aber ist die Sache noch etwas anders - komplexer, tragischer, vielleicht rührend. In unserer frühen Jugend sind wir uns das erste Mal begegnet. Meine Mutter ist eine sehr ängstliche Frau. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir an der Ostsee im knietiefen Wasser zurückgebrüllt wurden, wie viele Male sie uns belehrte, nur bei Grün über die Straße zu gehen, und wie glücklich sie war, wenn wir ohne "Loch im Kopf" in unserem Roll-Bettchen lagen und schliefen. Radfahren…

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Tragische Friedensfahrt

Rechtzeitig bevor die "Tour de France 2012" endet noch ein Auszug aus meinem Buch "Alles ganz simpel": . Ich weiß nicht mehr genau, wer im Stadion in Warschau am Start der Friedensfahrt 1956 meine geheimsten Wünsche aussprach: „Der Schur, das ist der Mann, der die reellste Chance hat, die Friedensfahrt zweimal hintereinander zu gewinnen.“ Gustav-Adolf Schur, genannt „Täve“, war der populärste Radrennfahrer in der Geschichte der DDR. Als erster Deutscher gewann er die Straßenrad-WM der Amateure und die Friedensfahrt. Den Gipfel seiner Beliebtheit erreichte Täve, als er als Titelverteidiger und großer Favorit bei der WM 1960 am Sachsenring antrat. Vor heimischem Publikum verzichtete Schur aus taktischen Gründen auf seine Siegchance, um seinen Teamkollegen Bernhard Eckstein zu schützen, der das Rennen…

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Der Eiserne Ete – Teil 2

Lesen Sie im ersten Teil wie die tragische Friedensfahrt 1956 begann. ...wir drückten dem tapferen Kerl, Aurelio Cestari, in diesen Tagen genauso die Daumen wie unserem Täve nach all den Tragödien. Der bekannte Kurort Karlovy Vary war erreicht und die Zuschauer feuerten ihn heißblütig an. Doch plötzlich – etwa 1000 Meter vor dem Ziel – lag der Italiener auf dem Pflaster: die Kette war ihm herausgesprungen. Was für eine unglaubliche Pechsträhne! Obwohl er relativ schnell wieder auf den Beinen war, jagten der Holländer van ten Hof und der Franzose Inquel noch an ihm vorbei. Cestaris „Lohn“ für seine Alleinfahrt war abermals nur der dritte Platz. Die 10. Etappe brachte keine Veränderungen und alle freuten sich daher auf das 11. Teilstück…

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