Kubanische Apfelsinen – aus dem Buch „Leninplatz“

Am 14. November 1986 türmen sich morgens 15 Zentimeter Schnee auf dem Fensterbrett und in der Schule liefern wir uns eine heroische Schneeballschlacht mit den Spastis aus der Rosa Luxemburg. Schon auf dem Heimweg wissen wir, dass uns ein 1A-Wochenende bevorsteht. Mit Benny wuchte ich den Schlitten vom obersten Regal der Kammer herunter und auch die verrosteten Gleiter finden wir irgendwann. Am nächsten Tag sind wir startklar für den winterlichen Friedrichshain. Ich trage meinen beige-gelben Anorak, die grün-blaue Bommelmütze, welche Opa mir aus Sarajewo mitgebracht hat, schwarz-rot gestreifte Hosen und braune Stiefel. Wie all meine Freunde bin ich ein Farbtupfer, der sich holprig die schneebedeckten, weißen Hügel hinunterstürzt. In der 6. Klasse hatten wir einmal zeichnen müssen, wie wir uns…

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„Nadja und der Fackelzug“ bei SPIEGEL ONLINE aus meinem Buch „Leninplatz“

Auch meine Geschichte zum Fackelzug, anlässlich des 35jährigen Jubiläums der DDR, wurde nun auf Spiegel Online veröffentlicht. Im Gegensatz zu den "Mauergewinner"-Storys sind die Kommentare zu den neuen Geschichten bisher halbwegs maßvoll. Durch die Kürzungen entstehen natürlich Missverständnisse, z.B. warum ich als Thälmannpionier bei dieser FDJ-Verantstaltung schon teilnehmen konnte ... Daher anbei der Link zum Spiegel-Online-Text: "Nadja und der Fackelzug" . und hier zugleich der vollständige Text aus meinem Buch "Leninplatz": Am Freitag, den 5. Oktober 1984, werden wir morgens zum Fahnenappell einbestellt und von Frau Frisch darüber unterrichtet, dass wir sogleich geordnet, diszipliniert und mit Winkelementen ausgestattet zur Protokollstrecke an die Hans-Beimler-Straße, Ecke Mollstraße gehen werden. Erich Honecker, Andrei Gromyko und Jassir Arafat würden dort in wenigen Augenblicken zu…

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Onkel Wolfgang geht – Kindheit in der DDR

Seit heute gibt es eine neue (gekürzte) Story aus meinem Buch "Mauergewinner" bei Spiegel Online. Was in der Geschichte nicht gesagt wird: der Mauerfall hat uns alle wieder zusammengebracht. Nicht nur deshalb bleibt es nach wie vor der wichtigste Tag meines Lebens... ---------------------------------------------------------- ..."Schon mit 14 mussten wir uns in der DDR auf einen Beruf festlegen. Mir war klar, dass diese Entscheidung mein gesamtes späteres Dasein bestimmen würde. Denn die Eltern lebten es vor: Schule - Beruf - Datsche - Rente - Gruft. In meiner Klasse sah ich nur ratlose Gesichter. Was konnten und wollten wir in diesem Land werden? Keine Ahnung. Die meisten nahmen mangels Alternativen die Stellenangebote des Staates an. Manche arbeiteten dann ihr ganzes Leben lang für…

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DDR-Jugendweihe – Jugend in der DDR

Es gibt ein Foto von mir und meinem Vater, der stolz auf mich herabschaut, während ich aus einem Halbliterglas genüsslich Bier trinke. Auf dem Bild bin ich drei Jahre alt. Meine Mutter, die in dem Moment nicht anwesend war, hätte das wohl nicht besonders witzig gefunden. Doch bereits einige Jahre später ließ sie uns zu jeder größeren Feier und am Silvesterabend "mal" am Eierlikör nippen. Ich erlebte eine typische DDR-Kindheit und kam sehr früh mit Alkohol in Berührung, auch wenn er mir lange Zeit überhaupt nicht schmeckte. Als Didi im Herbst 1985 plötzlich mit einem riesigen West-Doppelkassettenrekorder erschien, avancierte er zum neuen Helden unserer Clique. Um diese Stellung noch zu untermauern, kaufte er tags darauf im Intershop 60 Dosen DAB…

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