Gute Vorsätze – aus dem Buch „Leninplatz“

Eigentlich müsste ich gerade meinen Lebenslauf schreiben. Das hatte mir unsere Lehrerin Frau Wagenbach geraten, weil sie sich im kommenden Jahr bei der Direktorin für meinen Abiturplatz einsetzten will. Trotz zahlreicher Verfehlungen besäße ich zumindest in Deutsch ein gewisses Talent – meinte sie. Aber das geht leider nicht, denn es beginnt der lang ersehnte Weihnachtsmarkt an der Jannowitzbrücke. Große Leuchtschriften, blinkende Reklametafeln, heulende Sirenen und Lautsprecherdurchsagen locken mich hinter das breite Tor mit den Märchenfiguren im Tannengrün. Den Alten wird alljährlich mit Glühwein, Altberliner Bierbowle und Kräuterschnäpsen eingeheizt und die Kleinsten weinen sich beim Erinnerungsfoto mit dem Rauschebart-Mann im roten Mantel oder während der Tortur in der Geisterbahn die Augen aus. Andere fahren mit dem ununterbrochen von „O du fröhliche“…

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Bennys großer Tag – Kindheit in der DDR

Irgendwie war es nicht so recht zu begreifen. Unsere arg verhasste Nachbar-Oberschule, die "Rosa-Luxemburg", holte bei sämtlichen sportlichen Veranstaltungen im Stadtbezirk fast immer erste Plätze, Jahrgang für Jahrgang, und unsere Schule nichts, gar nichts, null nüscht! Als ob sie uns schon in den Kindergärten zugeteilt hätten: Du Sportskanone in die "Rosa" und du kleine ungelenke Flasche in die "Käthe". Unser Sportlehrer, Herr Pinka, hatte neben den miserablen Ergebnissen noch ein zweites Handicap: Es wollte bald niemand mehr bei den Stadtbezirksmeisterschaften antreten und 74. werden. Um uns die prestigeträchtige 3.000-Meter-Cross-Strecke schmackhaft zu machen, gab er allen Schülern, die dort mitliefen, automatisch eine Eins in dieser Disziplin ins Klassenbuch - ohne Zeitvorgabe. So kam es, dass er für diese lange Strecke, anders…

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