Mauergewinner! – Jugend in der DDR

Obwohl man es meinem Vater, der Kugel, nicht ansieht, widmete er sein Leben dem Sport. Bereits als Kind wurde er in Halle an der Saale von Funktionären gesichtet und zur Kreis-, Kinder- und Jugendsportschule (KJS) nach Berlin delegiert. Er wurde Juniorenmeister im Speerwerfen und spielte besser Fußball als mancher DDR-Oberligaspieler. Nach dem Diplom als Sportlehrer wurde er Funktionär für Radsport und Schwimmen. In einem Land, in dem der geförderte Leistungssport eine übergeordnet große Rolle spielte, waren mein Bruder Benny und ich also geradezu prädestiniert, in die angesehene Sportelite unseres Landes aufzusteigen. Was soll ich sagen? Natürlich fielen auch wir nicht durch das engmaschige Netz der systematischen sportlichen Beobachtung. Bereits im Kindergarten erkannten Sichtungstrainer mein Ausnahmetalent: Sie schickten mich zum Eiskunstlaufen!…

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Faszination DDR-Sport

Mein Opa erzählte neulich: Beileibe nicht nur Rekorde und Medaillen der Olympiasieger machten die Faszination Sport in der DDR aus. Der DTSB hatte bis zur Wende etwa 3,7 Millionen Mitglieder, die sich sportlich betätigten. Das waren immerhin über 20 % der gesamten DDR-Bevölkerung. Schon im Kindergarten wurde viel wert auf Bewegung gelegt und fast jeder zweite Jugendliche war danach in Schulsportgemeinschaften organisiert. Ich kann versichern, dass die meisten dort freiwillig aktiv waren und sich gerne mit anderen Schulen in Pionierpokalen und Kinder- und Jugendspartakiaden maßen. Für die besten bestand natürlich die Aussicht, in die angesehene Sportelite unseres Landes aufzusteigen. Aber auch für jene, die das nicht schafften – zugegeben die meisten – gehörte der Sport danach weiterhin zum Leben. Neben…

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Wessig und Waldemar – Olympia 1980 in Moskau

Pünktlich zu den Olympischen Spielen 2012 in London gibt es mal wieder einen Auszug aus meinem Buch "Alles ganz simpel". Im letzten Teil berichtet mein Opa, wie er die Olympiade 1980 in Moskau erlebt hat. . Dass die Olympischen Sommerspiele von Moskau die erfolgreichsten in der Geschichte der DDR werden würden, stand im Prinzip schon vor den Wettkämpfen fest, da die USA, die Bundesrepublik und viele andere Länder der westlichen Welt, aufgrund des Einmarsches der Sowjets in Afghanistan, tatsächlich nicht an der Olympiade teilnahmen. Die 47 Goldenen und 126 Medaillen insgesamt drückten dennoch aus, dass unser Land endgültig zur zweitgrößten Sportnation der Erde aufgestiegen war. Wie immer war ich viel beim Schwimmen und Radsport unterwegs, da dies nach wie vor…

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Rekord für die Ewigkeit – DHfK Leipzig Teil 3

. (Leseprobe aus: "Alles ganz simpel") . ...mein Sohn Klaus sollte 1958 zunächst an die KJS (Kinder- und Jugendsportschule) in Halle delegiert werden. Er war ein hoch talentierter Fußballer und Leichtathlet – besonders in den Wurfdisziplinen – doch er wurde dort nicht genommen. Inge rief aufgebracht in der Schule an. Man sagte ihr, dass sie jährlich nur vier Kinder von Nicht-Arbeitern aufnähmen. Er läge an fünfter Stelle und könne daher nicht berücksichtigt werden. Der Rektor dieser Schule war Wolfgang Lohmann, der in meiner Studienzeit noch Rektor an der DHfK gewesen war. Wütend setzte mich ins Auto und fuhr nach Halle. Lohmann strahlte: „Horst, bist du das wirklich?“ Ich schmunzelte, denn auch diesmal war ich es und fragte ihn vorwurfsvoll: „Warum…

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„Ist das nicht Scheiße…“: DHfK Leipzig – Teil 2

. (Leseprobe aus meinem Buch: "Alles ganz simpel") . ...schienen schon einige unserer Lehrer dem Film „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann entsprungen zu sein, war einer der Sportlehrer ein echtes Original. Dr. Hans Schingnitz war ein blonder, stets etwas kauzig dreinschauender Mann Ende 30 mit markanten Gesichtszügen. Man kannte ihn wahrscheinlich in ganz Leipzig. Sein Markenzeichen waren sportliche Knickerbocker, lange Strümpfe und sein museumsreifes Fahrrad, das er überall unangeschlossen stehen ließ. Am Hauptbahnhof auch mal 14 Tage, wenn es auf eine längere Reise ging. Schon in der Nazizeit war er aktiver Lehrkörper gewesen und hatte sich besonders auf die Bereiche Leichtathletik, Boxen, Rugby und Ringen spezialisiert. In den ersten Stunden wirkte er auf uns sehr ernst, unnahbar und weltfremd. Doch das…

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