Papp2

Mein Bruder Benny und ich waren die Sammelkinder der Mollstraße. Wir wuchsen in den achtziger Jahren in Ost-Berlin auf und es gehörte zu unseren liebsten Freizeitbeschäftigungen, in dem Zeug zu stöbern, das andere wegwarfen, etwa um Fußballwimpel zu ergattern oder historische „Mosaik“-Comics aus dem Altpapier zu fischen. Wir „kaupelten“, so sagte man damals, Matchbox mit unseren Freunden. Benny hob sogar die Figuren von Überraschungseiern auf, die er von Oma zu Weihnachten bekommen hatte. Selbst Coca-Cola-Dosen, die verbeult vor dem Intershop lagen, stapelten sich auf dem Kinderzimmerschrank.

Natürlich sammelten wir bald auch Briefmarken!

Es ging uns nie darum, damit eines Tages reich zu werden. Die Mosaik-Hefte suchten wir lediglich, weil wir wissen wollten, wie die Geschichte von Beginn an verlief. Bei den Wimpeln, Coladosen und Matchbox war nur wichtig, wer die „schönsten“ Exemplare besaß. Benny, das weiß ich noch heute, liebte besonders seinen ollen Pumuckl mit dem Regenschirm aus dem Wunder-Ei des Westens.
Für uns zählte nicht der materielle Wert; wir hatten die Dinge einfach liebgewonnen.

Bei den Briefmarken war es anfangs ganz ähnlich. Mit meinem ersten Album versuchte ich meinen jüngeren Bruder lediglich in Größe und Farbenpracht zu übertreffen. Es interessierte mich nicht, was die einzelne Marke wert war. Hauptsache, sie war überdimensional groß, quietschbunt und bildete einen niedlichen Pandabären oder einen Fußballer aus Brasilien ab. Das änderte sich alles an einem bestimmten Tag…

Zum Weiterlesen: Die Jagd nach dem Pappchinesen