Laptopwerg
Am 08.08.2013 gab es eine sehr erfreuliche Rezension zu meinem Buch „Mauergewinner“ bei den bekannten Bloggern vom „Laptopwerk“:
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DDR-Quark mal anders –
Gekonnt serviert, probiert und wohl gefühlt

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Mark Scheppert stellte sich während des Schreibens oft die Frage, ob er diesen „DDR-Quark“ veröffentlichen solle. Gut, dass er es getan hat. Ich habe lange kein Buch zu Ende gelesen. Schon gar nicht eins über die DDR. Oft hatte ich sogar Angst vorm Lesen. Jeder wollte mit der Vergangenheit abrechnen, erzählen, wie schlimm und beengt es in diesem verschwundenen Land zuging.

Mittendrin

Ich ertrage es nicht, wenn mir jemand ernsthaft erklären will, was ich mit all meinen Sinnen selbst erlebt habe. Es berührt mich unange-nehm, mich fröstelt, wie engstirnig, abhängig und tumb meine damaligen Mitmenschen gezeichnet werden. Natürlich gab es die, diesseits und jenseits des „Eisernen Vorhangs“, aber die finde ich auch heute, ich treffe sie täglich.

Kein Volk lässt sich so einfach kategorisieren und in Schubladen verfrachten. Wer dabei eine Westbrille trägt, läuft Gefahr, in altbekannte Klischees abzurutschen. Am meisten nerven mich diejenigen, die alles vergessen haben oder als geläuterte Insider über Dinge referieren, die sie vor fünfundzwanzig Jahren völlig anders gesehen oder wahrgenommen haben. Wir waren auch keine willfährigen Opfer, sondern lebten mittendrin.

Zeitgeist-Sprache

Mark Scheppert verwandelt sich in das Kind und den Jugendlichen von damals. Seine klare, schnörkellose Sprache entspricht dem Zeitgeist. Etwas Selbstironie gehört dazu. Er zeigt in seinen dreißig Geschichten viele Facetten des DDR-Alltags, die zusammengefügt ein ganzes Leben ausmachen könnten. Bei ihm waren es genau achtzehn Jahre. Er hatte Glück mit seiner Familie voller DDR-Originale.

Er wuchs auf in einer widersprüchlichen, teils privilegierten, macht- und valuta-dekadenten Berliner Umgebung. Er musste klar kommen mit den Hinternissen seines Lebens – nicht mit meinen. Ich war 1989 exakt zwanzig Jahre älter. Hatte eine völlig andere Sicht auf das Land, in dem wir beide lebten. Trotzdem fühlte ich beim Lesen, wie ich mich mit ihm zu unterhalten begann, ihn zu korrigieren oder zu bestärken suchte, seine Fehler belächelte.

Keine Selbstzensur

Mal väterlich, dann kumpelhaft. Genau auf diesen Dialog kommt es an. Dieser Teil unserer Geschichte ist noch lebendig, er steckt in uns. Wir sollten uns nicht ständig dafür entschuldigen müssen, dass wir nicht in die Kirche gingen und es jetzt erst recht nicht tun. Dass wir nicht von der Stasi drangsaliert und eingesperrt worden sind. Scheppert geht sehr offen und humorvoll mit seinen jugendlichen Befindlichkeiten um. Ich nehme ihm ab, was er schreibt. Er verpasst sich keine Zensur, macht sich sogar hin und wieder angreifbar. Das ist sympathisch, menschlich und authentisch.

Er war kein Held und sah sich auch zwei Jahrzehnte später nicht als solcher. Was er erlebt hat, ist gewiss nicht typisch, aber ein wichtiges Bruchstück eines Puzzels, das erst komplett zusammengesetzt ein stimmiges Bild vermittelt.

Er fordert uns auf, den Mund zu öffnen, den Verstand einzuschalten und selbstbewusst unsere eigene Hinterlassenschaft zu betrachten. Wir können sehr viel vorweisen, kennen uns aus in der Welt, trotz engerer Grenzen. Lasst uns darüber reden, ohne Hemmungen, mit den verbliebenen Freunden, unseren Kindern oder Eltern, auch zwischen Ost und West. Mark Scheppert steht uns zur Seite!

Bernd Morchutt, 08.08.2013

Mit etwas Scrollen findet Ihr die Rezension auch direkt bei „Laptopwerk“.