Meine diesjährige Kids-Tour fand am letzten Juli-Wochenende 2017 statt. Wenn ich schon nicht mehr dazu komme, eigene Reiseberichte zu schreiben, möchte ich wenigstens diesen Trip, welchen wir M. anlässlich seiner Jugendweihe geschenkt hatten, kurz zusammenfassen.

Natürlich erwarteten meine Nichte und mein Neffe am Donnerstag bei mir Daheim das traditionelle Spaghetti-Bolognese-Essen ohne Besteck, wobei sie dafür langsam ein wenig zu alt werden. Ich weiß nicht, ob sie sich noch lange das T-Shirt vor mir und N. einfach so ausziehen, um danach kopfüber im Fleischsoßen-Berg zu versinken. Allerdings entdeckten sie danach 48 Elefanten auf unserem Flicken-Wandteppich aus Senegal (wo ich bisher, ohne die Einnahme von Hackfleisch-Drogen, lediglich 36 entdeckt hatte).
Noch interessanter war das neuerliche Schauen von „Big Lebwoski“, da sie den Dude, Walter, Donny und sogar die fiktive Band „Autobahn“ dieses Mal viel lustiger fanden – oder einige Witze und Anspielungen (wie ich) erst jetzt verstanden. Um es vorweg zu nehmen: viele Dinge – auch die richtig guten – waren danach an diesem Wochenende eindeutig „bekackt“, um es in der Sprache von Big Lebowski und seinem Freund Walter zu sagen.

Am nächsten Tag ging es auf der echten Autobahn in Richtung Mecklenburg-Vorpommern in die Nähe von Mirow in einen Ferienpark. Dieser ist eigentlich ganz gut für Kinder geeignet, wobei mir die dort anwesenden, oftmals leicht gestörten Quälgeister, eher auf den Keks gingen und von unseren im Schwimmbad sogleich weggeboxt oder untergetaucht wurden.

Das Sommerwetter ließ in diesem Jahr zu wünschen übrig, sodass der Regen am Nachmittag in unsere Eisbecher (einer war sogar aus Schweden) im Schlosscafé von Mirow schüttete. Beim Wechsel ins Innere waren wir plötzlich umgeben von einer extrem hässlichen Fettfisch-Familie, die alsbald die „Nemos“ getauft wurden. „Ist das tschechisch?“, fragte ich die anderen, da man deren (wohl doch deutschen) Dialekt überhaupt nicht verstehen konnte. Der Ferienpark entpuppte sich später übrigens als Paradies für wohlgenährte Menschen aus dem Südosten der Republik, die den dort angebotenen sportlichen Aktivitäten (außer Bierkasten-Schleppen) eher wenig Beachtung schenkten.

Wir hingegen besorgten uns Minigolf-Schläger, um zu einem „bekackten Ligaspiel“ gegeneinander anzutreten. Nun ist es so, dass N. und ich leider keine fürsorglichen Eltern sind, die ihre Kinder immer knapp gewinnen lassen. Somit belegten sie nur den 3. und den 4. Platz, wobei M. beim „echten Golf“ wenigstens einmal gewinnen und L. einmal Zweite wurde, da sie ihre „Mädchen-Bier“-Flasche getroffen hatte. „Schreib ihr ne Null auf!“, wurde dennoch zu geflügelten Worten.
Mein Bruder Benny und ich fanden Krocket-Spielen im Garten früher irgendwann kotzlangweilig und benutzen die Schläger und Bälle dann eher, um weit entfernt eingegrabene Löcher zu erreichen. So auch wir in dieser Anlage, nur dass die Löcher schon vorgegeben waren – der Abschlag aber auf einem grünen Hügel von einer Bank aus stattfand. Das wir keines der Fischfamilien-Kinder am Kopf trafen, war das eigentliche Wunder im Wunderland.

Zum Sonnenuntergang machte selbige dann noch einmal den Vorgucker, sodass wir am Steg – gemütlich auf einem roten Tretboot sitzend (dort, wo es natürlich bekackte Verbotsschilder gab) ein Feierabendbier mit Blick auf den sich spiegelnden See namens „Granzower Möschen“ genießen konnten. Passend zu diesem Namen sprang in jenem Moment ein nackter Piepel – mit kleinem Schniepel – von einer hölzernen Plattform und sagte zu seinen Kumpels etwas extrem Versautes, was ich hier nicht wiedergeben möchte. Hut ab, was die Kids heute schon für Worte nutzen.

Abends (nach ein paar klassischen Mettenden) spielten wir die Kartenspiele „Lügen“ (langweilig) und „Knack“ (ich war zu überlegen), bevor wir dann doch das zuvor abgewählte Brettspiel „Scrabble“ hervorkramten. L. & M. stellten sich gar nicht so blöd an, wurden jedoch von N. deutlich in die Schranken verwiesen. Und nochmals: „AEROKUNDAQ“ ist kein Wort! Kurz nach Mitternacht entließ ich die beiden mit den Worten: „Jetzt geht bitte auf euer Zimmer und schaut Fernsehen!“ Wir Alten waren nämlich müde und wollten langsam ins Bett.

Meine Nichte L. und Neffe M., die mit ihren Eltern sonst in AI-Urlaube fahren, werden ein Apartment mit Küchenzeile irgendwann zu schätzen wissen, da man dort erst um 11 Uhr und nicht bis (!) 10 Uhr Frühstücken kann, was man sich am Vortag im Edeka selbst ausgewählt hat. Egal, der Himmel war noch immer bedeckt bei kühlen 18 Grad, sodass wir eigentlich ein Motorboot mieten wollten, uns dann aber doch fürs Kajak-Fahren entschieden. Wir sind ja keine bekackten Weicheier!

Die Mädchen und Jungs bildeten jeweils ein Team und ohne großartige Einweisung paddelten wir wie Profis hinaus auf das besagte „Granzower Möschen“, bevor es, über einen malerischen Kanal, in den „Kleinen Kotzower See“ hinausging. Gesäumt von Schilf, erblühten rechts und links tausende Seerosen und auf kleinen Röhricht-Inseln brüteten riesige weiße Schwäne gerade ihre Jungen aus.
Die Kids sabbelten ein bisschen viel, um die Natur mit innerer Ruhe genießen zu können – dafür war es mit ihnen rund um die Uhr lustig. Besonders wenn man „aus Versehen“ in einem abgelegenen Arm des Sees in eine riesige Modderpampe aus Entengrütze gerät und sich das Boot danach weder vor noch zurück bewegen lässt. Wir bewegten uns in einer Welt des Schmerzes und mussten uns freischaufeln.

Über den „Großen Kotzower See“ und einen namens „Mössel“ erreichten wir mit viel Rückenwind (eines der wenigen uns begleitenden Boote nutzte sogar einen Schirm als Segel) recht bald das Ziel unserer Reise: den Campingplatz am „Leppinsee“.
Nun kenne ich das als Kind auch noch so, dass ein Ausflug ein Ziel mit Belohnung haben sollte. Hier war auf der Karte ein Restaurant verzeichnet gewesen und ich hatte den armen, halb verhungerten Kids Champignonsuppe, Soljanka, Würzfleisch und sonst was versprochen.

Ein verwitterter Camper aus DDR-Zeiten mit einem offenen Fenster am Waldesrand stellte sich schließlich als das „Restaurant“ heraus. Davor saß ein dicker, älterer Mann mit Shorts und vollgesabberten (ehemals) weißem Träger-T-Shirt. Neben ihm hockte eine abwesend wirkende Frau, die einen leichten Bier-Anzug (Jogging-Sachen von KiK) trug. Auf meine Frage, was es zu Essen gäbe, öffnete sich sein Mund (in dem es nur noch zwei Zähne gab): „Bockwurst“ L. und M. schüttelten den Kopf „Und was noch?“, fragte ich daher. „Mit Brötchen!“
Wir bestellten vier, während ich grübelte, ob es als Getränk womöglich Bockwurst-Wasser aus der Dose gäbe. „Und vier Cola“, rief ich dennoch. „Hamm wa nüsch!“, zischte der Typ berlinerisch. „Nur Limmo!“. Die gestörte Frau nickte dümmlich grinsend.

Genau in diesem Moment trat ein Riese an den versiffen Wohnwagen heran. Seine Schuhgröße war mit Sicherheit 52, wobei die aufgequollenen Quanten auch 20 Zentimeter breit waren. „Bigfoot“ rief dem „Bockwurst-Mann“ mit hoher Stimme zu: „Ich nehm dann noch so ein Bierchen“. Bei dem Zwei-Meter-Typen wirkte die 0,5 Literflasche Herforder tatsächlich wie ein „Mini-Bierchen“, wobei es vermutlich schon sein sechstes war. Gegen 14 Uhr aßen wir also vier Bockwürste mit Schrippe und tranken genüsslich Orangen-Limo. Ein lohnenswertes Ziel muss so ein Trip schon haben …

Bei der Rücktour durften die Kinder zusammen in einem Kajak fahren. Wären N. und ich ihre Eltern, hätten wir womöglich auf den einsetzenden Sturm mit starkem Gegenwind geachtet, ein Gewitter mit Blitzen vorhergesehen, oder daran gedacht, dass man beim Kentern (natürlich hatten wir auf bekackte Schwimmwesten verzichtet) nirgends im morastigen Schilf zum Wiedereinstieg anlegen kann.
Kurz (bei einsetzendem Wellengang in der Mitte des Sees) mache ich mir tatsächlich Sorgen, genoss dann aber mit meiner Freundin die herrliche Stille in der wunderschönen Naturlandschaft. Weit hinter uns hörte man L. und M. singen, lachen und manchmal sogar ihre Paddel ins Wasser schlagen. Eigentlich stellten sie sich auch allein ziemlich gut an – muss man ja fairerweise sagen. Außer, dass sie vielleicht den wasserdichten Sack richtig zu machen hätten sollen. Aber es war ja nicht mein bekacktes Handy. Nach über vier Stunden endete der Paddelausflug zum Bockwurst-Mann am Leppinsee in der Kanustation von Granzow.

Am Abend wollten wir unser Essen-Versprechen für die Zeugnisse (obwohl ich bei L. von ihrem Notenschnitt von 1,58 etwas enttäuscht gewesen war) dann doch noch einlösen. Dies erwies sich zunächst als schwierig, da die ersten beiden Gasthäuser (wir wollten nicht unbedingt in der Ferienanlage essen) geschlossen waren.
Somit landeten wir dann doch im so genannten „Pfannenkuchenhaus-deluxe“, wo sie auch das – ebenso versprochene – Schnitzel auf der Karte hatten. Die Sonne kam raus, das Essen schmeckte überraschenderweise gut und die Bedienung war nett.
Lediglich beim Nachtisch verstand sie mich bei meiner Bestellung eines „White Russian“ (den Dude-Drink wollten alle unbedingt mal kosten) überhaupt nicht und brachte einen „Lillet Wild Berry“. Da fragt man sich allerdings, was ich für eine beschissene Aussprache habe. Das eiswürfel-gekühlte, spritzige Getränk mit den Him-, Brom-und Preiselbeeren zogen sich unseren Jugendlichen letztlich genussvoll per Strohhalm hinein und taufen es Prinzessin „Lillifee“.

Den Abend verbrachten wir wieder mit einem Absacker am Sonnenuntergangs-Ufer des Sees bevor sich alle auf die Revanche-Partie im Scrabble freuten. Mittlerweile war auch dies ein „bekacktes Liga-Spiel“ geworden und dieses Mal ging es viel enger zu, besonders, da L. als allerletzten Buchstaben noch ihr „C“ bei „HITCH“ (der Date Doktor) loswurde. Wir ließen es gelten, da sie auch mit diesen Punkten nur den zweiten Platz erreichte. Zum Gewinnen dieses, oder anderer Spiele und Wettkämpfe müssen sie wohl noch ein bisschen üben und öfter mit uns verreisen.
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Ich freue mich schon auf das kommende Jahr 2018!
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