Schwertfisch

…mit dem Speer voraus sprang er im Todeskampf immer wieder aus dem Wasser. Sein Oberkörper glänzte kobaltblau, während die Unterseite silbern-weiß schimmerte. Ich ging zu Jimmy hinüber. „This must be the most beautiful fish in the ocean“, flüsterte ich begeistert.
Der Speerfisch hatte nun das Heck erreicht. Der Typ, der das mit der Trophäe gesagt hatte, sprang auf und hämmerte ihm mit einer Baseballkeule auf den Schädel. Zu zweit wuchteten sie ihn schließlich an Bord. Innerhalb weniger Sekunden verlor das Tier sämtliche Farbpigmente und den Glanz seiner Schuppen. Ein fast zwei Meter großer, grauer Fisch lag vor uns auf den Planken. Ernüchtert setzte ich mich zu Abby und Emily, den Töchtern von Jimmy, die ihre Leiber lasziv auf dem Bug bräunten und beschrieb ihnen meine Gefühle. Doch sie schienen mich nicht zu verstehen.
An Land verabschiedeten sich Jimmy, Liz und die Mädels emotionslos von uns und schenkten den Marlin der Fischfabrik. Ich wusste bereits, dass wir sie nie wieder sehen würden.

Copper Canon
Göte und ich wollten noch ein bisschen am Hafen bleiben und ließen die Beine über die Kaimauer baumeln. Auf einer Yacht nebenan lief „Summer of 69“ von Bryan Adams, als zwei Typen quatschend an uns vorbei gingen. Ich drehte mich um. ‚Das war doch Deutsch!’, dachte ich und rief die beiden zurück: „Wisst ihr zufällig wie das Finale ausgegangen ist?“ Sie schienen zu verstehen. „2:0“, sagte der eine und fügte hinzu: „Aber Achtung! Für Dänemark.“ Ich schaute an meinen Füßen herab. Das Meer funkelte in der Sonne, wo es gegen die Steine der Mauer schlug. Exotische Muscheln klebten an den Wänden und bunte Fische waren zu sehen. Was würde ich vom Sommer 1992 aufbewahren? Dass in jener Zeit eine Fußball-EM stattgefunden hatte? Aus dem Radio nebenan erklang der Refrain „Those were the best days of my life“, doch ich ahnte, dass die besten Tage meines Lebens noch vor mir lagen…

Auszug aus dem Fußball- und Reiseroman: „90 Minuten Südamerika“