Trikot

Als Kinder träumten Benny und ich in unserem Neubaublock in Ostberlin oft von Australien. Wir hängten uns sogar eine große Fahne über das Bett und wünschten uns, einmal im Leben so weit reisen zu dürfen. 2006 – viele Jahre nach Benny – erfüllte ich mir mit Sylvie endlich diesen Traum. Wozu eine Weltreise doch alles gut sein kann! Nur wegen meiner „Erfahrungen“ hatte ich danach einen Job bekommen, der jährlich eine dreiwöchige Dienstreise nach Down Under beinhaltete. Anfang des Jahres übermittelte mir mein Boss den nächsten Termin: Juni 2008.
Am Tag des Viertelfinales Deutschland gegen Portugal, fährt mich Sylvie um 19 Uhr zum Flughafen. Mit hinein kommt sie nicht – schließlich will sie noch einen guten Platz im „Rockz“ bekommen. Heute trifft sich die komplette Tipperrunde in unserer Stammkneipe. Im Gegensatz zu den, in Vorfreude auf das Match, gefüllten Straßen gleicht der Flughafen Tegel einer Geisterstadt. Noch nie habe ich den Parkplatz so verlassen gesehen. Nur ein einziger Inlandsflug ist an der Abflugtafel für die Zeit des Spiels aufgelistet. Meiner. Im Wartebereich steht ein Fernseher, doch der zeigt Nachrichten auf n-tv. Wütende Reisende kriechen unter den Apparat und versuchen, auf einen anderen Kanal umzuschalten. Kurz nach Anpfiff haben wir endlich den Typen mit der Fernbedienung gefunden und sehen unsere Jungs über den Platz flitzen. Genau in diesem Moment wird zum Boarding aufgerufen. Ich reihe mich ein und denke daran, dass ich über Göte bei jedem Spiel an Karten heran gekommen wäre. In Wien sogar mit Hotel. Betröpfelt drücke ich einer Frau meinen Boardingpass mit falschem Flugziel in die Hand…

Zum Weiterlesen:

Portugal? Spain oh my god! bei „Fritten, Fussball und Bier“
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oder eine alte Version:

Down Under – ganz unten bei „Spiegel Online“

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