Ayia Napa
Zunächst möchte ich betonen, dass mir das Buch Ayia Napa von Jörg Pochert gut gefallen hat. Sämtliche Vorurteile, dass es sich bei diesen merkwürdigen Groundhoppern, um gestörte Nerds ohne Freundin, oder um volltrunkene Spinner ohne Verstand handelt, die lediglich kreuz und quer durch die Welt tingeln, um „Länderpunkte zu sammeln“ wurden durch Jörg Pochert negiert.
Er reist mit offenen und staunenden Augen durch Europa und Asien, und nicht nur der „Ground“, den man dann in irgendein imaginäres Fußball-Poesiealbum eintragen darf, zählt, sondern die Menschen, die Orte und die faszinierende Welt. Und das Spiel gerät dennoch nicht zur Randnotiz!
So ist es eben eher ein Reisetagebuch mit Fußballsprenkeln, eine kurzweilige Geschichtensammlung über Reisen in die Türkei, in den Iran, nach Portugal und Zypern. Er erkundet winzige Käffer, die ein normaler Mensch nie im Leben besuchen würde und großartige Städte mit kulturellen und emotionalen Highlights. In diesen Berichten steckt Herzblut.
Nichtdestotrotz sollte Pochert in (hoffentlich) kommenden Werken an ein paar „Phrasenschwein-Formulierungen“ arbeiten, ein paar (wirklich) unwichtige Details weglassen und sich vor allem auf die abgefahrenen landestypischen Eigenheiten konzentrieren. Zudem hätte mir das Buch in der Gegenwartsform (statt in der Vergangenheit) besser gefallen, da man so viel mehr Spannung hätte aufbauen können. In den Überschriften verrät er zudem, wie die jeweiligen Spiele ausgehen (Überschrift: Fernabahce SK vs. Mersin Idman Yurdu 1:1 – und dann im Text der Satz: „…nach dreiminütiger Nachspielzeit hatte Fenerbahce schließlich gewonnen…“ – verstehe ich nicht?!).
Der Titel gefällt mir leider auch nicht, da er AYIA NAPA, das 2.800 Einwohner-Kaff, eigentlich saublöd fand. Wie wäre es mit „700 Grounds (oder Gründe) Fußball zu lieben“ oder „Kein Ground zur Sorge“ – jedenfalls irgendwas Kreativeres…
Genug gemeckert, denn das Buch ist in seiner Fülle an Informationen und vor allem lustigen, kurzweiligen Geschichten sehr lesenswert und wird von mir durchaus zum Kauf empfohlen. Da ich mich auf weitere – noch bessere – Storys von Pochert freue, vergebe ich 4 von 5 möglichen Sternen.

Leser die „Ayia Napa“ kauften, entschieden sich auch für dieses Buch!