Foto: Sabine Behrens
Foto: Sabine Behrens

Was soll ich sagen? Es war ein gemütlicher Abend im Sportmuseum Marzahn und wir, mein Opa und ich, waren sehr entspannt (wie hier auf dem Foto vor der Lesung). Ohne uns vorher groß abzustimmen, bzw. zu besprechen, haben wir gut harmoniert. Ich glaube auch, dass es dem zahlreich erschienen Publikum gefallen hat – so zumindest die ersten Rückmeldungen. Eine ältere Dame sagte mir beispielsweise beim Abschied: „Das hat sich ja gelohnt, dass ich extra 1,5 Stunden Anfahrt in Kauf genommen habe.“ Das war schon rührend.

Hier ein Auszug einer neutralen Betrachtung der Lesung vom 23.11.2011, die Hilmar Bürger auf www.laptopwerk.de mit dem Titel „Dann hau doch in den Nebel!“ verfasst hat.
.
…Horst Schubert brachte seinen Enkel mit – oder umgekehrt. Mark Scheppert hatte ein Buch über seinen jetzt 86-jährigen Großvater geschrieben. Schubert und Scheppert – wie geht das zusammen? Der Autor ist der Sohn einer der Söhne des BVV-Alterspräsidenten und einstigen Sportverlagdirektors. Er hatte nach der Wende, die er als 18-Jähriger erlebte, ein Buch über die Familie Schubert geschrieben – unter diesem Pseudonym. Und das behielt er nun auch beim Opa bei.

Foto: Sabine Behrens
Foto: Sabine Behrens

Um es gleich vorwegzunehmen: Es fand im Buch und auch bei dessen heutiger Lesung im Sportmuseum-Marzahn-Hellersdorf keine Glorifizierung des Horst Schubert statt. Sein Leben ist spannend, brachte fast immer Überraschungen, die im Buchtitel „Alles ganz simpel“ simpel zum Ausdruck kommen.

Der Lebensbogen – im Buch als Frage- und Antwort-Dialog gestaltet – spannte sich von der Kindheit in Breslau, über die Zeit als HJ-Pimpf, als Landser der deutschen Wehrmacht, Kriegsgefangener bei den Amis und den Russen, Flucht und Wanderschaft durch das Nachkriegsdeutschland, als Buna-Arbeiter, DHfK-Student, über das Schicksal der eigenen Familie, als Journalist, Olympiaberichterstatter und Leiter des Sportverlags bis hin zum aktiven Rentnerstand.

Foto: Sabine Behrens
Foto: Sabine Behrens

Mark Scheppert las und Horst Schubert erzählte. Man fühlte mit ihm den Schmerz an die Erinnerung, dass genau heute vor zwei Jahren er den Sohn Klaus und der Enkel seinen Vater verlor. Aber man musste auch viel Schmunzeln über seine Schnurren und Anekdoten. So, als er beim Sportstudium gegen einen kurzsichtigen Kommilitonen boxen musste. Als dieser vom Sportlehrer gerügt wurde, dass er aktiver werden solle, meinte er: „Ich sehe nur Nebel…“ Darauf der Lehrer: „Dann hau doch in den Nebel!“ Übrigens auch ein Bezug zum Wetter draußen, das bei dieser ohnehin gut besuchten Veranstaltung doch weitere am Kommen hinderte.

Mit verschmitztem Lächeln erklärte der Senior auch, dass er nun schon in der sechsten Partei sei, ohne jemals ausgetreten zu sein – von der KPD 1945 bis zu den Linken dieser Tage. Kein Wunder, dass die Buchexemplare (die eine örtliche Buchhandlung verkaufte / Anm. M.S.) reißend Absatz fanden. Obendrein gab es Autogramme von Großvater und Enkel.
Und als alle nach Hause gingen, hatte sich dann auch der Nebel verzogen….

Zum Weiterlesen: „Alles ganz simpel“

Und hier noch ein Auszug aus den „Literaturnotizen von Sabine Behrens:

Foto: Sabine Behrens
Foto: Sabine Behrens

…Alles ganz simpel

So lautet der Titel des Buches über den Lebensweg von Horst Schubert. Ganz simpel gestaltete sich auch der Ablauf der Buchlesung am 23. November. Autor und Enkel Mark Scheppert las, das „Geschichtsbuch auf zwei Beinen“ namens Schubert gab in gewohnter Weise mit dem verschmitzten Lausbubenlächeln eines Breslauer Lergen einige Anekdoten zum Besten.

Die beste Ehre, die er seinem auf den Tag genau vor zwei Jahren verstorbenen Sohn Klaus, Vater des Autors, zu teil werden lassen konnte.

Gelegentliches ins Wort fallen seitens des Seniors war ausdrücklich erwünscht! Unverkennbar, dass es Großvater und Enkel Spaß machte vor einem interessierten Publikum in den Dialog über erlebte Geschichte in drei deutschen Staaten zu treten.

Foto: Sabine Behrens
Foto: Sabine Behrens

Die Zuhörer, und derer waren es viele im Haus des Sports in der Eisenacher Straße, mussten unweigerlich den Eindruck gewinnen, dass Schubert in zahlreichen Lebenssituationen mehr Glück als Verstand hatte. Letzteren wird ihm angesichts seines vielseitigen und erfolgreichen beruflichen Lebens und politischen Engagements bis zum heutigen Tag niemand absprechen.

Wer erfahren möchte, was ein Breslauer Lerge ist, wie man in der sechsten Partei sein kann ohne das Mitgliedsbuch zu wechseln und welche Vorteile es haben kann, statt auf den Verstand auf das Bauchgefühl zu hören, der greife zum Buch…

Zum Weiterlesen: „Alles ganz simpel“

Sportmuseum klein

Berliner Woche Nov 2011